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Ein kleiner Rückblick auf die Geschichte von Bischhausen

 

~ 750

Auf der Suche nach den geschichtlichen Anfängen Bischhausens, wird man bei den ersten Siedlungsspuren im Bereich der Bruchwiesen (Bostdaug – plattdeutsch) an der Sennickeröder Kreuzung fündig. Sie befinden sich unweit einer alten Heer- und Handelsstraße, weshalb Karl der Große (768-814) mit Sicherheit schon im damaligen Bischhausen eine Pause eingelegt haben dürfte.

Auf einem Hügel südlich dieser ersten Siedlung soll Erzählungen zufolge einst ein heidnisches Götterbild gestanden haben, welches Thor oder Donar, ein Wettergott, innerhalb der bäuerlichen germanischen Gesellschaft auch eine Vegetationsgottheit, gewidmet war. Eine noch heute geltende Vermutung bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die vier Tore Bischhausens: Dammtor, Obertor, Hirtenbergstor und das Teufelst(h)or.

Zu dieser Zeit wurde Eitel (frühere Bezeichnung für rein und unverfälscht) Heise von Kerstlingerode, erster Ritter seines Geschlechts, für seine treuen Dienste hinsichtlich der Christianisierung der Sachsen (18 Feldzüge) mit dem Erhalt von großen Gebieten des Eichsfelds und fünf Dörfern, namentlich Kerstlingerode, Beienrode, Rittmarshausen, Weißenborn und Bischhausen, belohnt.


~ 1004

Sein Nachfahre, Ritter Heise IV, stiftete und erbaute wohl im Jahre 1004 genau an dem Ort eine kleine Kapelle, wo zuvor das heidnische Götterbild gestanden hatte, die Geburtsstunde Bischhausens. Auf diese Jahreszahl beriefen sich die Bischhäuser auch 2004, als sie 1000 Jahre Bischhausen feierten.

Die Kapelle wurde dem Bischof Martin von Tours (†11.11.397) gewidmet. So feiern die Bischhäuser Christen immer noch am 11. November jeden Jahres ihre Kirmes. Der Ort könnte noch auf eine andere Weise mit Martin von Tours verbunden sein, beruht wohl das „Bisch“ in Bischhausen auf Bischof. Die Schreibweisen Bischhausens änderten sich im Laufe der Zeit, was die eigentliche Herkunft des Namens verschleierte. Angefangen bei Biscopeshusen (1093), über Bischophishusen (1221), Biscoppeshusen (1384) und Byschoppishuse und – husin (1411), ist es letztlich bei Bischhausen (1785) geblieben.

In einem Schenkungsbrief des Bischofs Bernward von Hildesheim aus dem Diözesearchiv in Hildesheim wird auf Seite 120 Biscopeshusen und Bredinbike, für unseren Nachbarort Bremke, erwähnt. Im Landeshauptstadtarchiv in Hannover lässt sich Biscopeshusen mit dem Jahr 1093 in Verbindung bringen.

 

~ 1221

Der Erzbischof von Mainz wird noch etwas präziser und bestätigt in einem Schreiben von 1221, dass in der Besitzung Bischophishusen ein Mühlenplatz besteht. Ein Feldweg in der Bischhäuser Gemarkung heißt schon seit ewigen Zeiten „Windmühlsweg“. Dort, wo nun die Bischhäuser Windmühlen stehen.

 

~ 1500

Der erwähnte Mühlenplatz schien zum Wachstums Bischhausens beizutragen, zum Ausdruck kommend im Einwohnerverzeichnis der Gartedörfer von 1551. Dessen Erstellung auf die Erhebung der Türkensteuer zurückgeht, einer Abgabe für alle beweglichen und unbeweglichen Güter. Hiernach musste auf jeden Wert von 100 Gulden, ein halber Gulden als Steuer abgeführt werden. Bischhausen als größtes Gartedorf mit 48 Haushalten und 135 Einwohnern zahlte 153,5 Gulden.

 

~ 1554

Als Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an das Hauptportal der Wittenberger Schlosskirche anschlug, dauerte es noch weitere 12 Jahre bis auch in Göttingen der erste evangelische Gottesdienst abgehalten wurde. Die Bischhäuser Gläubigen mussten sich jedoch noch eine Weile gedulden. Nach dem Tod von Otto von Kerstlingerode in Heiligenstadt im Jahr 1553, stellte seine Witwe Margarete, geborene von Bischhofshausen, zwei evangelische Prediger für Bischhausen und Kerstlingerode ein. So wurde am 25.03.1554 das erste evangelische Abendmahl in Bischhausen gefeiert, 37 Jahre nach Luthers Thesenanschlag. An dem Ort, wo knapp 600 Jahre zuvor noch ein heidnisches Götterbild verehrte wurde.

Mit Beginn des Dreißigjährigen Krieges begann auch für die Gartedörfer eine schwere Zeit. Tilly, Wallenstein und ihre Mannen.

 

~ 1616

Pastor Jeremias Meier, seit 1616 in Bischhausen, schrieb nieder: „Heute haben mir spanische Fliegen 200 Dukaten genommen. Gestern haben mir die Schweden ein halbes Fass Duderstädter Bier ausgesoffen. Gott segne es ihnen!

Ein Beutestück wurde den Horden von Söldnern glücklicherweise wohl zu schwer, ließen sie doch in einem Bischhäuser Waldstück einen großen hölzernen Kasten zurück. Bischhäuser Bauern fanden und brachten ihn zu den Gerichts- und Patronatsherren nach Kerstlingerode. Das Fundstück stellte sich als gotischer Flügelaltar (wohl um 1500 erschaffen) mit Malereien, die den Heiligen Martin von Tours mit Aposteln zeigen und Holzschnitzereien, welche die Passionsgeschichte abbilden, heraus. Ein einmaliges Kunstwerk, welches die Herren von Kerstlingerode letztlich der Bischhäuser Kirche schenkten. Der Altar wird wohl mehr als 100 Jahre zuvor in einem Kloster, einer Kirche oder einer Kapelle den Gläubigen mit seinen Bildern die Leidensgeschichte Jesu und die Taten des Heiligen Martin nähergebracht haben. Nun gesellte sich zu den schönen frühgotischen Leuchtern aus dem 13. Jahrhundert in Bischhausen noch ein vergoldeter Altar.

Zusätzlich zu den Kriegswirren hatte die Gegend in den Jahren 1626/27 noch unter Ruhr und der Pest schwer zu leiden.

 

~ 1641

Als am 05.08.1641 der letzte männliche Namensträger Otto Christoph von Kerstlingerode starb, kam es zwischen den Herzögen Ludwig und Georg von Hannover jahrelang zum Streit über die Nachfolge von Patronat und Lehen, welche letztlich 1660 von Falk Adolf von Uslar zu seinen Gunsten entschied.

Lediglich 10 Jahre später, im Jahr 1670, kam es zur Verkürzung der Dienste im Amt auf nur noch 4 Tage. 16 Tage Spanndienst, 3 Tage in der Ernte, 2 Tage Brennholz fahren, 3 Tage Baudienst und gedroschenes Getreide 3 Meilen fahren gehörten zuvor zur Pflicht.

Der Generalmajor Friedrich Otto von Uslar verkaufte 37 Jahre später, am 15.01.1707, das Gut mitsamt den zugehörigen Dörfern an den Kammerpräsidenten Friedrich Wilhelm Reichsfreiherr von Schlitz, genannt von Goertz. Diese reich begüterte Familie aus dem Fuldaer Land baute daraufhin 1714 das Schloss in Rittmarshausen und bis 1764 die Kirchen in Kerstlingerode (1733), Weißenborn (1738), Beienrode (1732), Rittmarshausen (1764) und Bischhausen (1740).

 

~ 1740

Der Bau der Bischhäuser St. Martinskirche wurde als geräumiger Barockbau von Meister Jost Leichtweiß errichtet.

Bei der 1740 begonnen Errichtung des Turmes wurden 40 Dukaten ausgezahlt und 325 Reichtaler und 1 Pfennig „vertrunken“. Der Bau selbst kostete 573 Dukaten und 12 Reichstaler. Die neue Heyder Orgel von Meister Bleichrodt kostete 50 Dukaten und 12 Reichstaler.

 

~ 1749

Im Januar 1749 mussten sich alle Grundstückseigentümer der Gartedörfer, aus Bischhausen kamen die Eigentümer der 72 bebauten Grundstücke, in Rittmarshausen versammeln, um die damaligen Eigentumsverhältnisse zu klären. Die entstandenen Erb- und Lagebücher, mit den dazugehörigen Orts- und   Feldflurkarten, dokumentierten auf über 200 Seiten jedes Detail. Neben den penibel aufgeführten Besitzverhältnissen wurde in den Aufzeichnungen auch festgelegt, was der betreffende Eigentümer an Zehnten zu entrichten hatte.

 

~ 1759

Aus einer Aufstellung geht hervor, dass die Bewohner in Bischhausen zwischen den Jahren 1759 bis 1798 359 Verstorbene, davon 160 Kinder, zu beklagen hatten. Dennoch wuchs die Zahl der Bischhäuser bis 1800 auf 450 Einwohner, die sich auf 11 ganze und 13 halbe Ackerhöfe, 37 Kötner, 5 Brinksitzer und mindestens 61 Herdstellen verteilten.

 

~ 1840

Die Abschaffung der Hand- und Spanndienste in Bischhausen datiert auf das Jahr 1840, dabei ging der Ablösung die Zahlung einer Summe von 21.875 Reichstalern voraus.

 

~ 1865

Am 23.01.1865 stellte der Bauer Kaufmann den Antrag auf Verkopplung. Infolge der eingeleiteten Agrarreform änderten sich die Erbuntertätigkeitsverhältnisse, weshalb sich aus den vielen kleinen Feldeinheiten, dank der Verkopplung, nun wesentlich größere Einheiten ergaben. Die beantragte Verkopplung wurde am 20.05.1867 abschlossen und anerkannt.

Das Bild Bischhausens nahm nun zunehmend die heutige Gestalt an.

 

 

Aufgezeichnet im Jahr 2020 von Heinrich Deppe

Ortsheimatpfleger Bischhausen

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